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Die Maschine ist mein Freund

Rückblick auf meine Krankengeschichte.

Ich werde in wenigen Wochen 49 Jahre alt, lebe in Augsburg, der drittgrößten bayerischen Stadt, und bin seit 12 Jahren nierentransplantiert. Im Nachhinein mag es sein, dass meine Geschichte Betroffenen, die sich plötzlich in ihrem Alltag mit dieser Krankheit auseinander setzen müssen, ein wenig Mut zusprechen kann. Daher will ich sie gern erzählen.

Die ganze Geschichte fängt bei Nierenleiden, wie vermutlich alle Betroffenen wissen, sehr früh und sehr leise an. - Mit 14 Jahren schlug ich mir bei einem Badeunfall den rechten oberen Schneidezahn aus. Dafür wurde mir ein Stiftzahn eingesetzt, und wenige Jahre später begann eine Odyssee durch diverse Facharztpraxen: ich litt unter grausamen Kopfschmerzen, die schließlich kaum mehr einzudämmen waren und den Kopf meist glühend heiß werden ließen. Zu diesem Zeitpunkt war ich 27 Jahre alt.

Augenarzt, HNO, Gynäkologe, Orthopäde versuchten ihre Künste, bis schließlich ein Zahnarzt, der einen Großteil seines Wissens in Japan erworben hatte, sich in München niederließ und Magnetfeldmessungen bei mir durchführte. Dabei kam zutage, dass der Stahlstift am künstlichen Zahn sich mit den Amalgamplomben nicht vertrug und daher die starke Spannung, bzw. Überhitzung im Kopfbereich auslöste.

Am Faschingsdienstag 1984 wurden mir in München sämtliche Amalgam-Plomben entfernt und durch Kunststoff ersetzt. Diese "radikale" Methode, alle auf einmal auszutauschen, würde man heute wohl nicht mehr anwenden.

Rund 4 Wochen später, Anfang April, schwollen meine Beine innerhalb weniger Tage so stark an, dass ich keine Stiefel mehr tragen konnte, sondern wieder ausgetretene Halbschuhe hervorholen musste. Ich ging am Morgen aber trotzdem zur Arbeit, bis meine Kollegen mich fast gewaltsam zum Arzt schickten.

Dann ging alles relativ zügig: Einweisung ins Krankenhaus, Eiweiß im Urin, hoher Blutdruck und nur geringe Wasserausscheidung. Sieben Wochen lang musste ich täglich in einem großen Topf 24 Stunden Urin sammeln, durfte nur höchstens einen Liter trinken und wurde auf eiweißreiche Kost - Fisch, Fleisch und Milchprodukte - gesetzt. Mittels entwässernder und blutdruckregulierender Medikamente gab ich auf natürlichem Wege die überflüssigen fast 20 kg Gewebewasser wieder ab und konnte später durch eine gute Medikamenteneinstellung bei 4-6wöchiger Kontrolle noch weitere drei Jahre ohne Dialyse weiterleben.

Ende 1986 jedoch füllte mein Körper sich trotz aller Gegenbemühungen wieder mit Wasser, und diesmal führte kein Weg mehr an der neuerlichen Klinikeinweisung vorbei. Im Februar 1987 wurde mir der Sheldon-Katheter gelegt und sogleich auch die Shunt-Operation vorgenommen. Während der ersten 1,5 Wochen wurde ich täglich dialysiert, als die akute Gefahr gebannt war, spielte sich der 5-Stunden-Rhythmus 3x pro Woche schnell ein.

Aufgrund schwerer Störungen an der Motorik durch die urämische Vergiftung musste im Juni 1987 zugleich mit der Struma-OP auch der Eingriff an den Nebenschilddrüsen vorgenommen werden. Als dies überstanden war, erholte ich mich körperlich und auch psychisch erstaunlich schnell, obwohl ich zu diesem Zeitpunkt endgültig keinen Urin mehr ausscheiden konnte, und mich mit 1,5 Liter Flüssigkeit zwischen den Dialysen begnügen musste.

Als die ersten Kreislaufschwächen überwunden, das Trockengewicht schließlich richtig eingestellt war, ging es mir an der lebensrettenden Maschine, zu der ich immer ein freundschaftliches Verhältnis bewahrt habe, recht ordentlich. Ich konnte meine Tätigkeit als Exportsachbearbeiterin ab Juli 1987 wieder aufnehmen, und nach einigen Experimenten mit den Dialysezeiten einigten wir uns schließlich auf eine mittwochsfreie 4-Tage-Woche. Diese Arbeitszeit habe ich bis heute, 12 Jahre nach meiner erfolgreichen Transplantation, beibehalten.

Zum großen Glück für meine Gesamtkonstitution hatte ich damals einen Hund, der zwischen den Dialysen nach der Arbeit für Bewegung und frische Luft sorgte. Ihm zuliebe konnte ich mich nie lang mit einer Unpässlichkeit aufhalten; ich ging sogar zeitweise am Stock mit ihm, bei Schnee und Hitze, knapp sieben Jahre lang. Der Hund war einer meiner besten Ärzte.

Fast ein Jahr nach Beginn der Behandlung, im Januar 1988, konnte mit den Voruntersuchungen zur Aufnahme in die Warteliste begonnen werden.

Allen Betroffenen, die mit der Diagnose Nierenversagen und unausweichliche Dialyse konfrontiert werden, kann ich nur raten: Keine ablehnende Haltung der Maschine oder dem Pflegepersonal gegenüber aufkommen lassen! Die Maschine verpfuscht das Leben nicht, sie rettet es von Mal zu Mal. Die Ärzte und Schwestern/ Pfleger können nichts dafür, dass ihre Patienten krank sind. Nach der Behandlung können wir immer wieder in die gewohnte Umgebung zurückkehren und einige Stunden normal weiterleben, wenn auch disziplinierter als andere Leute - mancher Kranke kann das nicht mehr.

Ich wünsche allen, die schon längere Zeit, erst seit kurzem, oder demnächst an der Dialyse sind, viel Kraft und alles Gute.

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Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Erfahrungsbericht (September 2005) liegen beim Autor (Erika Walther). Wenn Sie Fragen zu Ihrer Geschichte haben, können Sie über das Email-Icon mit ihm Kontakt aufnehmen.

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