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Transplatation wie bei einer Generalprobe

Blick auf 12 Jahre mit einer Spenderniere

In den Achtziger, frühen Neunziger Jahren hatte ich kein Handy, keinen Piepser. Das Zentrum kannte meine private Telefonnummer und die an meinem Arbeitsplatz. Natürlich denkt man sich oft allerlei Situationen aus, wann der Anruf kommen könnte - tatsächlich lief aber alles ab, als hätte vorher eine Generalprobe stattgefunden.

Am Samstag, den 7. August 1993 machte ich die Schwester darauf aufmerksam, dass meine 1000. Dialyse kurz bevorstand. Sie meinte: "Da bekommen Sie einen Blumenstrauß, wenn Sie nicht vorher noch transplantiert werden."

Am 8. August 1993, einem strahlenden Sonntag, an dem in Augsburg das Hohe Friedensfest gefeiert wurde, kam der Anruf vom Zentrum um 9:00 Uhr. Eine halbe Stunde später stand bereits der Ambulanzwagen vor der Tür, um mich nach München-Großhadern zu bringen - als einen der letzten Augsburger Patienten, da im gleichen Monat noch das Transplantationszentrum im Augsburger Klinikum seine Tätigkeit aufnahm.

Mit im Sanitätswagen befand sich auch eine alte Dame, die im Münchner Umland in ein Seniorenheim zurückgebracht werden sollte. Die beiden Sanitäterinnen fanden das Heim aber nicht, und so gestaltete sich zunächst eine Irrfahrt rund um München, bis ich darauf bestand, erst mal in Großhadern abgesetzt zu werden. Dort kam ich somit erst kurz vor 12:00 Uhr an - noch nüchtern, versteht sich. Die Vorbereitungen fingen sofort an und die ganze große Klinik drehte sich an diesem Sonntagvormittag nur um mich: allein im EKG, allein vor dem Röntgenschirm und schließlich wurde ich von einer Schwester zur OP vorbereitet. Bis um 17:00 der Chirurg und sein Team, sowie die Spenderniere eintraf, kam auch noch eine zweite Patientin aus dem gegenüber liegenden Ende Bayerns hinzu, die nach mir transplantiert wurde.

Beim ersten Aufwachen gegen 20:00 Uhr hörte ich nur eine Schwester sagen: "aber bieseln tut sie schon gut" - am Morgen des 9. August hatte ich schon 8 Liter auf natürlichem Weg ein- und wieder ausgeführt, ohne es zu merken. Von Stund an durfte - musste - ich allein trinken. Mein Kreatinin betrug zu diesem Zeitpunkt schon 1,3 und wurde auch in der Folge nicht mehr geringer.

Am Mittwoch wurde bereits der Katheter entfernt und tags drauf erfolgte die Verlegung ins Augsburger Klinikum. Samstag Nachmittag bemerkte ich den Stillstand der Niere sofort: es kam kein Urin mehr, trotz ausreichender Trinkmenge. Die Schwestern versuchten mich erst zu beschwichtigen, aber innerlich habe ich damals schon fast von der Niere wieder Abschied genommen und vermutet, es würde wohl nicht klappen.

Noch in der Nacht kam ein Arzt, der die Abstoßung erkannte. Am Sonntag morgen wurde mir ein dünner Katheter durch den rechten Arm bis zum Herzen eingeführt, um den Shunt am linken Arm nicht zu gefährden. Zehn Tage lang wurde die Abstoßung erfolgreich mit Mäuseserum bekämpft, was andererseits jedoch dazu führte, dass die Operationswunde am Unterbauch nicht zuheilte. Erst weitere vier Wochen später schloß die Wunde sich allmählich, nach unzähligen desinfizierenden und reinigenden Behandlungen. Inzwischen hatte sich jedoch, als neue Überraschung, eine Lymphozelle an der Anschlussstelle des Harnleiters gebildet, welche bewirkte, dass der Urin in mein rechtes Bein floß statt in die Blase. Zwar wurde umgehend ein Schlauch in den Bauchraum gelegt, über den die Lymphozelenflüssigkeit ablaufen sollte; es gelang aber nicht, sie auszutrocknen.

Mitte September kehrte ich daher nach Großhadern zurück, um diesen OP-Fehler an Ort und Stelle beheben zu lassen. Ich würde sonst vielleicht noch heute, 12 Jahre später, mit einem Schlauch im Bauch in der Klinik herumsitzen, denn ohne den Eingriff einer Fensterung wäre die Flüssigkeit immer weiter ausgeflossen. Nach einigen weiteren vergeblichen Versuchen der Verödung gelang die Fensterung Ende September, und die Niere konnte endlich ungehindert arbeiten.

Kurz nach dem Tod meines Vaters führte eine schwere Grippe ein halbes Jahr später wiederum zu einer Abstoßungsreaktion, die mit Cortisonschüben behandelt wurde. Ab März 1994 lief alles mehrere Jahre problemlos, worauf sich die Intervalle zwischen den Kontrollterminen von anfangs einer bis zu sechs Wochen einspielten. Seit November 1993 war ich außerdem wieder voll - 4 Tage - berufstätig, wie zuvor und auch bis heute.

Mitte des Jahres 1997 stieg mein Kreatinin an, wieder wurde eine leichte Abstoßungsreaktion festgestellt. Diesmal lag die Schuld offenbar beim Sandimmun, das in seiner derzeitigen Dosierung mehr Schaden als Nutzen anrichtete. Im Juli 1997 wurde somit von Sandimmun im Lauf einer Woche schrittweise auf Prograf umgestellt, was nicht nur zu einer erneuten Stabilisierung der Werte führte, sondern auch die durch Sandimmun angewachsenen überflüssigen Pfunde bald schwinden ließ.

Meine tapfere Niere musste in der Zeit mit mir zwei Punktionen, 3 Abstoßungen, ein paar Harnwegs- Magen-Darm- und Bronchialinfektionen, sowie allergische Reaktionen auf Medikamente verkraften, die sie zuweilen durchaus in eine ernste Gefahrenzone brachten. Aber aufgegeben hat sie nie, hält nach 12 Jahren immer noch zu mir und so hoffen wir halt gemeinsam auf ein Dreizehntes.


Die Rechte und die Verantwortlichkeit für diesen Erfahrungsbericht (September 2005) liegen beim Autor (Erika Walther). Wenn Sie Fragen zu Ihrer Geschichte haben, können Sie über das Email-Icon mit ihm Kontakt aufnehmen.

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